Alle reden von Corona, wir auch – ein bisschen

Völlig untergegangen seit COVID19 das öffentliche Leben im Griff hat sind Fragen und Antworten zum Klimawandel. Viele ahnen und einige prognostizieren, dass social distancing, wie das massenweise Zuhause bleiben genannt wird, enorm negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird. Seit Tagen sind viele Betriebe und Einrichtungen geschlossen. Deutschland wohnt, lernt und arbeitet in den eigenen vier Wänden. Das hat selbstverständlich Einfluss auf unseren Energieverbrauch.

Die Treibstoffpreise sind nicht nur wegen des Virus so niedrig, dass sogar ich als Grüner fast geneigt bin, mir den Tank voll zu kloppen und einfach mal weg zu fahren. Aber wohin? Hat ja nichts und niemand geöffnet! Also bleiben die Autos stehen. Weshalb auch die morgendlichen Verkehrsmeldungen im Radio derzeit erfreulich kurz sind.

Und der Strom? Ein Großteil des Deutschen Energieverbrauchs entfällt auf die Industrie und das produzierende Gewerbe in mittelständischen Unternehmen. In diesen Sektoren wird derzeit deutlich weniger Strom verbraucht. Das führte zum Beispiel dazu, dass völlig unbemerkt am 22.03.2020 sämtlicher Strom in Deutschland allein durch regenerative Energie (Solar- und Windkraft) erzeugt wurde. Die konventionellen Kraftwerke (und dabei insbesondere Gas und Steinkohle) haben seit Mitte März die Produktion sowieso deutlich heruntergefahren, weil nicht mehr so viel Bedarf besteht. Braunkohle- und Kernkraftwerke sind nicht so flexibel und liefern die sogenannte Grundlast. Aber am Sonntag mussten auch die restlichen 25,2% der tagsüber konventionell erzeugten Energie vollständig exportiert werden. Denn derzeit sind wir nicht in der Lage, überschüssige elektrische Energie in großen Mengen und sinnvoll zu speichern.

Stromproduktion Deutschland März 2020

Quelle: Fraunhofer ISE, energy-charts.de

Weniger konventionelle Energie, weniger Autofahrten – was macht das mit dem CO2?

EURACTIV geht davon aus, dass 2020 bis zu 100 Mio t weniger Kohlendioxid ausgestoßen werden. Zumindest in diesem Jahr wird Deutschland wohl die Klimaziele erreichen. Aber zu welchem Preis? Die Wirtschaft liegt am Boden mit erheblichen Auswirkungen auf den sozialen Bereich. Und selbst die zunächst in Aussicht gestellten Milliardenförderungen und Zuschüsse vom Bund, um die drohende Rezession abzufedern, muss ja irgendwer irgendwann bezahlen. Hoffentlich wird man sich 2021 noch an die Klimaversprechen von 2019 erinnern, an die Kohlekommission und auch an den geplanten Strukturwandel für die Braunkohleregionen.

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