Ist unsere Umwelt schützenswert? Und wenn ja, wie viel leisten wir dafür? – Nicht abstrakt gesehen für die ganze Welt, sondern lokal hier in Rommerskirchen.
Im Rahmen der europäischen FFH- und der EU-Vogelschutzrichtlinie berichten Bund und Länder über den Zustand der ausgesuchten FFH-Arten
und Lebensräume an die EU. Erfasst werden dabei Daten aus dem FFH-Monitoring der Stichprobenflächen deutschlandweit sowie ein bundesweites Vogelmonitoring.
Die Ergebnisse dieses Berichtes fallen ernüchternd aus: 69 % der untersuchten Lebensräume befinden sich in einem ungünstig unzureichenden bis ungünstig schlechten Erhaltungszustand. Betrachtet man die FFH-relevanten Arten, so zeichnet sich dort ein ähnlich katastrophaler Zustand ab. Nur 25 % der hier untersuchten Arten weist einen günstigen Zustand auf. Besonders betroffen sind hier die Insekten. 70 % der Arten weisen einen unzureichenden Erhaltungszustand auf.
Doch was bedeutet dieser Bericht für unsere Heimatgemeinde? Welche Schlüsse können wir für Rommerskirchen ableiten? Nun, als agrargeprägte Gemeinde sollte man sicherlich die Auswirkung der konventionellen Landwirtschaft genauer betrachten. In dem vorgelegten Bericht fallen zu diesem Thema auch klare Worte. Man betrachtet den Artenschwund der Agrarlandschaften als Folge intensiver Landwirtschaft. Zu den Faktoren die explizit genannt werden, zählt die Erhöhung der Nutzintensität durch erhöhte Mähhäufigkeit sowie der Einsatz von Pestiziden. Die rote Liste gefährdeter Pflanzenarten führt vor Augen, dass bereits fast 30 % der Gefäßpflanzen bestandsgefährdet sind. „Bei fast der Hälfte der gefährdeten Arten wurden Standortveränderungen durch Nährstoffeinträge als die wesentliche Ursache ermittelt“ (Korneck et al. 1998). Dieser Zusammenhang ist offensichtlich seit 1998, also seit 22 Jahren bekannt. Wurde in dieser Zeit etwas Wesentliches unternommen? Anscheinend nicht genug, denn das Ergebnis des FFH -Monitorings weist einen Negativtrend auf.
Es ist hinlänglich bekannt, welche Maßnahmen in der Agrarlandschaft sinnvoll sind, um die Biodiversität zu fördern: Selbstbegrünte Ackerbrachen, Blühflächen aus autochthonem, regionalem Saatgut, Pufferstreifen sowie Formen des extensiven Getreideanbaus. Eine
Vorgehensweise, die auch in den Veröffentlichungen von NABU sowie des Bochumer Botanischen Vereins in ähnlicher Weise propagiert werden. In Rommerskirchen suchen wir vergeblich nach Blühstreifen, die nach entsprechenden Vorgaben angelegt werden. Stattdessen stellt man sich lieber pressewirksam vor blühende Landschaften, deren einjährige Pflanzenarten zwar bunt sind, aber sicherlich nicht lokal und damit biologisch auch nur wenig wertvoll. Auch das Einsäen der optisch ansprechenden Phacelia erfreut ausschließlich die Honigbiene, aber trägt in kleinster Weise zur Erhaltung bedrohter Arten bei. Diese Vorgehensweise ist dilettantisch und zeugt von einer gewissen Ignoranz gegenüber dem Thema.
Es reicht eben nicht, sich nur oberflächlich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Wir brauchen langfristige Ziele und tragende Konzepte, die den neuesten Normen entsprechen und alle Mitwirkenden einbeziehen. Und wir haben einen gewissen Zeitdruck, denn wir haben dieses Thema zu lange schleifen lassen. Als erstes müssen wir uns über den Zustand unserer Umwelt ein Bild machen. Aus diesem Grund haben Bündnis 90/ Die Grünen einen Antrag an den Rat eingebracht, um ein Monitoring der Fauna und Flora unserer Gemeinde durchzuführen. So können wir einerseits den Ist-Zustand abschätzen aber auch die Entwicklung im Laufe der Zeit beurteilen. Dies ist ein Anfang, der Natur in unserer Gemeinde wieder auf die Beine zu helfen.
Dipl. Biol. Katharina Janetta
https://www.bmu.de/download/bericht-zur-lage-der-natur-2020
https://www.nabu-gifhorn.de/projekte-arbeitsgruppen/insektensterben/blühstreifen
https://www.botanik-bochum.de/publ/OVBBV11_2_Buch_Jagel_Ansaaten.pdf
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