Für die stationäre Regelversorgung kommen in Rommerskirchen üblicherweise die drei umliegenden Krankenhäuser in Dormagen, Grevenbroich und Neuss in Frage – in eher spezielleren medizinischen Fällen auch die Unikliniken in Köln, Düsseldorf oder Aachen. Spätestens seit der Fusion von Lukas-Krankenhaus Neuss, Elisabeth-Krankenhaus Grevenbroich und dem Krankenhaus Dormagen im Jahr 2019 zum Rheinland Klinkum unter gemeinsamer Trägerschaft von Stadt Neuss und Rheinkreis Neuss steht auch immer wieder die (Teil-) Schließung einzelner Häuser oder Fachbereiche zur Diskussion.
Hintergrund ist das Defizit des Rheinlandklinikums von zuletzt rund 20 Millionen Euro pro Jahr. Das gefällt niemandem und irgendwo muss das Geld herkommen. Dort, wo die Ausgaben nicht durch Leistungen der Krankenkassen ausgeglichen werden, müssen Stadt und Kreis Neuss den fehlenden Betrag beisteuern, um eine Insolvenz der Häuser abzuwenden. Zum Jahreswechsel sollen die Beiträge für die GKV deutlich erhöht werden, auch weil gerade die stationäre medizinische Behandlung bundesweit zuletzt erheblich teurer geworden ist. Und die restlichen Millionen nimmt der Kreis nicht aus einer geheimen Schatulle, sondern aus der Kreisumlage. Es sind schließlich auch Steuergelder. Jeder Einzelne kann sich also nur entscheiden, entweder im medizinischen Bereich zu sparen oder weiter mit steigenden Beiträgen, Steuern und Abgaben zu leben.
Nach den Sanierungsplänen der Beratungsgesellschaft Roland Berger im Auftrag der Geschäftsführung des Rheinland Kliniken Verbundes sollen in Zukunft nicht rentable oder wenig ausgelastete Fachbereiche zusammengefasst bzw. an einzelnen Standorten gestrichen werden. Die öffentlich dabei am meisten diskutierten Angebote sind der mögliche Wegfall von Notfallambulanz im Elisabeth-Krankenhaus Grevenbroich sowie der Geburtsklinik in Dormagen.
Dass die Gemeinde Rommerskirchen im Kreisverbund bestenfalls als so eine Art Blinddarmfortsatz (Appendix vermiformis, um im medizinischen Bild zu bleiben) wahrgenommen wird, ist bekanntlich eine Binsenweisheit. Die Gemeinde verfügt über keine eigenen stationären Einrichtungen und selbst um die Dependance einer Facharztpraxis muss stets gerungen werden. Für den Standort Rommerskirchen stellt sich daher die Frage, ob im medizinischen Notfall der Rettungsweg nicht nur länger, sondern im Zweifel zu lang wird, wenn man den Plänen der Berater folgt.
Als Rommerskirchener Bürger, Ratsmitglied, ja aber auch als unser allzeit präsenter Bürgermeister darf man sich bei der Beantwortung der Frage zur Zukunft der Rheinlandkliniken und deren Angebot an den jeweiligen Standorten nur wie ein Passagier in einem fahrenden Zug fühlen: Wir können uns über die Fahrpreise und die Verspätung empören und das Angebot im Bordbistro kritisieren, aber die Geschwindigkeit des Zuges geben die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat (Breuer, Petrauschke) vor. Die Streckenführung der Gleise und damit die Frage, wo die Reise hin geht, liegt allerdings auf Landes- und Bundesebene. So war es Landesgesundheitsminister Laumann (CDU), der Schwerpunkte der medizinischen Behandlung auf wenige Standorte konzentrieren will. Wichtig ist seinem Ministerium aber die Notfallversorgung, so dass weiterhin 90% aller Notfälle in unter 20 Minuten den Weg in ein Krankenhaus finden. Ganz anders die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der die größte Gesundheitsreform seit 20 Jahren darin sieht, viele Kliniken in Westdeutschland zu schließen und die medizinische Versorgung auf dem Land deutlich zu reduzieren.
Als Grüne in Rommerskirchen verstehen wir die Notwendigkeit der Konzentration auf bestimmte medizinische Angebote. Insbesondere auf eine wohnortnahe und schnell erreichbare Notfallambulanz wollen wir aber auf keinen Fall verzichten. Sollte ein kostendeckender Betrieb am Standort Grevenbroich nicht möglich sein, muss über alternative Finanzierungsmaßnahmen nachgedacht werden. Nicht zuletzt aufgrund der längeren Anfahrt – ein Notfalltransport von Rommerskirchen nach Neuss dauert je nach Ortsteil und Verkehrslage 24 bis 30 Minuten und damit doppelt so lange wie zum Elisabeth-Krankenhaus – ist zu prüfen, ob zukünftig ein zusätzliches Fahrzeug mit Rettungssanitätern und Standort in Rommerskirchen für Notfalltransporte erforderlich ist. Letzteres würde wiederum erhebliche Kosten verursachen. Kosten, die an anderer Stelle eingespart wurden.
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