Norbert Wrobel auf einer Parkbank sitzend

Norbert Wrobel, Bürgermeisterkandidat von Bündnis 90/Die Grünen

Norbert Wrobel tritt zur Bürgernmeisterwahl an

Am 14. September 2025 wird in der Kommunalwahl NRW über die zukünftigen Landräte, Bürgermeister*innen und Ratsmitglieder in Kreisen, Städten und Gemeinden abgestimmt. Für die Grünen in Rommerskirchen wirft nun Norbert Wrobel als Bürgermeisterkandidat seinen Hut in den Ring. Grund genug, ihm ein paar Fragen zu stellen. Er selbst erklärt in einem Interview seine Motivation und warum es neben den beiden bereits von SPD und CDU vorgestellten Kandidaten einen weiteren geben muss.


Norbert Wrobel, warum willst Du, warum wollen die Grünen einen eigenen Kandidaten in Rommerskirchen aufstellen?

Es ist wichtig, dass wir Flagge zeigen und wie wir uns unterscheiden. Dass die Leute eine Möglichkeit haben, etwas anderes zu wählen, als nur die beiden „etablierten“, die beide unterm Strich doch etwas sehr ähnliches wollen. Wir sind stärker im Naturschutz, in alternativen Mobilitätsthemen – insbesondere Radfahren, Klimawandel… Ich halte es aus demokratischer Sicht für sehr wichtig, dass wir in Rommerskirchen in eine Stichwahl um den besten Bürgermeisterkandidaten kommen, auch wenn das noch einmal etwas Geld und Aufwand kostet.

Glaubst Du, es bleibt bei drei Kandidaten?

Nein, ich fürchte, da kommt noch mindestens einer dazu.

 

Was unterscheidet Dich von dem bisherigen Bürgermeister und erneuten Kandidaten der SPD?

Ich halte mich für deutlich bodenständiger, verbundener, ich bin mir selbst weniger wichtig, sondern es zählt die Sache – also Rommerskirchen. Und vielleicht können die beiden anderen Kandidaten ebenso einen Hammer oder Schraubenschlüssel halten ohne sich damit zu verletzen, aber dann benutzen sie das Werkzeug vielleicht mit der verkehrten Seite *lacht*.

Was sind Deine wichtigen Themen?

Ganz wichtig finde ich es, den Gillbach (und somit das Ökosystem die Gillbach) zu erhalten. Das ist mein Ding. Man soll den Bach nicht verkaufen und darf sich auch von RWE nicht einwickeln lassen. Der Bach gehört erhalten.
Die Windkraft wurde viel zu lange in Rommerskirchen verschlafen, Verwaltung und Bürgermeister ruhten sich zu lange auf einem schwebenden Verfahren aus und wurden dann ganz plötzlich durch Gesetzesänderungen auf Bundes- und Landesebene regelrecht aufgeschreckt. Der amtierende Bürgermeister ist auch stellvertretendes Mitglied im Regionalrat, hätte bei den Diskussionen und Vorentscheidungen zum LEP [Landesendtwicklungsplan] dabei sein können oder er hatte zumindest Zugriff auf die Sitzungsprotokolle. Er hätte also viel früher aktiv werden müssen. Jetzt versucht er sich wieder im Aktionismus zu profilieren. Die eine Hälfte liegt ihm: Den Wind, den er macht. Das andere fehlt ihm: Die Kraft.
Wir wollen als Grüne natürlich nicht wie AfD oder CDU zurück zu fossilen oder nuklearen Kraftwerken und daher wird man wohl auch auf das eine oder andere Windrad gucken müssen. Schon jetzt wird 50% der Energie in Deutschland regenerativ erzeugt. Aber wir haben hier die letzten 50 oder 60 Jahre auf rauchende Schlote geguckt, das war auch nicht besser. Bereits jetzt als Ratsmitglied unterstütze ich selbstverständlich, dass der Flächenverbrauch für Windkraftanlagen mit Augenmaß und der Gemeindegröße entsprechend angepasst wird. Aber Rommerskirchen hat halt als Flächengemeinde viele seit der Flurbereinigung ausgeräumte Flächen. Hier ist von außen betrachtet erst einmal sehr viel Platz für Windkraft. Und wäre in den siebziger Jahren nicht radikal alles weggeackert worden, sondern ein paar Heckenreihen und Baumgruppen kleinflächig erhalten geblieben, dann wären hier auch weiterhin z.B. Milane und man hätte die Neugenehmigung von Windkraftanlagen aus Naturschutzgründen verhindern können. Genau so ist es in anderen Teilen der Bundesrepublik auch geschehen.

 

Das ist eine gute Überleitung zum Thema Landwirtschaft. Besonders SPD, aber auch die CDU stellen die Wirtschaftsentwicklung für Rommerskirchen in den Fokus. Aber sie sehen nicht die Landwirtschaftsentwicklung, die in der Region ja traditionell als Arbeitgeber und Wirtschaftsmotor auftritt…

…wobei die Ausweisung von neuen Gewerbegebieten einerseits immer massive, Flächenversiegelung bedeutet und andererseits gerade die konventionelle Landwirtschaft auch nicht gerade im Ruf steht, besonders biodiversitätsfördernd zu sein. Aber einige wenige und deshalb besonders lobens- und erwähnenswerte Bauern sind da so ein bisschen hinterher und machen sich um die Biodiversitätsförderung verdient. Es werden dann Blühstreifen oder Rückszugsflächen angelegt. Viele Landwirte bewirtschaften aber immer noch nach dem Motto „alles weg, alles meins.“ Hauptsache, sie bekommen noch einen weiteren Rübenstreifen zusätzlich auf den Acker.

 

Gut, aber was heißt das denn jetzt, wenn Du als Bürgermeister priorisieren müsstest nach wirtschaftlicher, landwirtschaftlicher oder doch ökologischer Entwicklung?

Zusammen mit den Landwirten und nicht gegen sie versuchen, ökologischer zu wirtschaften. Zum Beispiel Biotopvernetzung gezielt einplanen. Das ist natürlich schon seit 40 Jahren ein Thema gewesen und es ist in der Fläche auch heute immer noch schwierig umzusetzen. Bei einzelnen Bauern muss man überspitzt gesagt aufpassen, dass da nicht der Knüppel raus kommt, wenn man nur das Wort Biodiversität in den Mund nimmt.
Flächenfraß also Versiegelung ist natürlich auch für die Wohnbebauung in der Diskussion. Der Demographiebericht und die Wohnraumbedarfsanalyse für Rommerskirchen sehen noch für die nächsten zehn Jahre steigenden Bedarf an Wohnraum. In den Jahren danach stagniert die Nachfrage. Und unverkennbar wird daran gearbeitet, diesen Wohnraum auch bereit zu stellen: In Vanikum, in Gill, nördlich vom Schwimmbad und an vielen kleineren Flächen in den Ortsteilen…

…wie groß soll Rommerskirchen Deiner Meinung nach noch werden?

Wie groß? Zumindest in den nächsten 30 Jahren ist die bauliche Entwicklung innerhalb der Bahnschleife bei Eckum nicht erforderlich. Das was jetzt kurzfristig an Neubaugebieten dazu kommt, ist meiner Meinung nach bereits an der Grenze zum nicht mehr sinnvollen oder in der kurzen Entwicklungszeit sogar zu viel. Der Drang nach neuen Baugrundstücken ist auch in Rommerskirchen nicht mehr so sehr gegeben wie in den Jahren, wo Menschen auf den Fluren des Rathauses campierten. Das liegt aber auch an der preislichen Entwicklung. Wenn wir mitgeteilt bekommen, dass 130qm Wohnraum ohne Keller im Neubaugebiet Vanikum rund 490.000€ kosten sollen, ist die Frage erlaubt, ob Geld auf Bäumen wächst. Trotz aller Worthülsen und Versprechungen wird der bezahlbare Mietwohnungsbau oder Sozialwohnungsbau immer mehr vernachlässigt. Auch für das Neubaugebiet Gill hieß es, dass die Nachfrage der entsprechenden Investoren zu gering sei. Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften gehen nach wie vor einigermaßen gut, sind aber nicht das, was wir Grüne uns unter ressourcenschonendem Wohnen vorstellen.

 

Radfahren – Du bist doch der Radfahrerbürgermeister. Wo hakt es in Rommerskirchen bei der Verkehrsentwicklung? Warum ist Rommerskirchen eine fahrradfreundliche Gemeinde und welche Verkehrsprojekte siehst Du in den nächsten 10 Jahren?

Abgesehen davon, dass Rommerskirchen ja kein eigenes Straßenverkehrsamt hat, kann man die neuen Gesetze zur Kommunalplanung nutzen und mehr eigenen Gestaltungsfreiraum einfordern. Das bedeutet für mich grundsätzlich Tempo 30 in den Ortschaften. Auch auf der Bahnstraße, auch wenn das einigen vielleicht nicht gefällt. Das ist eine Hauptachse und auf schwächere Verkehrsteilnehmer*innen wird dort entsprechend wenig Rücksicht genommen.
Vor drei Jahren bereits wurde für viel Geld ein Mobilitätskonzept von einem Planungsbüro erstellt. Da stehen viele gute Dinge drin, die bis 2025 erledigt sein sollten. Davon ist bisher nichts angegangen worden. Rommerskirchen rühmt sich immer, fahrrad- und fußgängerfreundliche Gemeinde zu sein, aber in der Verwaltung sind das nur Wenige, die wirklich dahinter stehen. Das taugt vielleicht für ein Foto, sich mit einem Rad irgendwo hinzustellen und danach kommt das Fahrrad wieder zurück in den Keller und man fährt mit dem Audi zum nächsten Termin *lacht*. Was fehlt, sind ausreichende Radschnellwege oder Radvorrangrouten, so dass man auch entfernte Ortsteile wie zum Beispiel Gill und Vanikum schnell und gefahrlos mit dem Rad erreichen kann.

Es werden doch gerade jetzt Radwege nach Wevelinghoven oder nach Bergheim gebaut.

Das entlang der Landstraße nach Wevelinghoven ist ein Landesprojekt, da hat die Gemeinde nur mit ein paar Grundstücksverkäufen unterstützt. Dieser Radweg war seit über 20 Jahren überfällig. Und entlang am Friedhof Teebaum entsteht auch keine Radvorrangroute, sondern ein besser ausgebauter Wirtschaftsweg in Richtung Bergheim. Die Stadt Bergheim hatte ihren Teil der Strecke schon vor Jahren ausgebaut und jetzt entsteht nur der Anschluss. Als multifunktionaler Weg werden wir hier wie anderswo auch mit starkem landwirtschaftlichem Verkehr – besonders in der Erntezeit – und entsprechenden Verschmutzungen rechnen müssen.

 

Was hat die Gemeinde zu Klimawandel oder als Klimaanpassungsstrategie beizutragen?

Zuerst einmal reicht es nicht, als Placebo einen Klimawandel-Manager oder eine Nachhaltigkeitsmanagerin einzustellen, wenn der Bürgermeister nicht dahinter steht. Nur ein Beispiel von vielen: Wie lange hat es denn gedauert, bis man sich dem Rückbau von Schotterflächen angenommen hat? Und auch das nur sehr zaghaft und nur so lange es Fördergelder dafür gibt. Zum Anlegen der Schotterflächen hat das Geld noch gereicht, zum Rückbau muss das Land NRW 80% beitragen. Vor über 12 Jahren wurden Grüne dafür ausgelacht, solche Vorschläge einzubringen. Ähnlich bei der Dachbegrünung, die als einer unserer Vorschläge der aktuellen Wahlperiode zunächst abgeschmettert wurde und jetzt kommt sie als Landesvorschrift für Neubauten. Ich vermisse grundsätzlich die Vorreiterrolle im klimabewussten und ökologischen Denken der Gemeinde über ihren Pflichtanteil hinaus.

Schulen und Bildung in Rommerskirchen…

…Kindergärten und Grundschulen wurden schon vom Vorgänger des amtierenden Bürgermeisters angegangen und dann wurde dort aktiv weiter gemacht. Da sind wir auch sowohl in der Anzahl als auch in der Ausstattung auf einem wirklich guten Stand. Im Landesvergleich ist unsere Ausstattung der KiTas auf jeden Fall im oberen Segment. Ähnlich sehe ich das für die Grundschulen. In Hoeningen fehlt halt noch die Sporthalle. Die wird noch richtig Geld kosten. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust, weil ich zwar die Notwendigkeit erkenne, aber auch viele Euros verschwinden sehe, die dann für andere Projekte fehlen. Die Erweiterungsbauten der Grundschule am Nettesheimer Weg sind auch nicht umsonst zu haben, aber es gibt auch keine Alternativvorschläge. Der Eigenbetrieb der Gemeinde Rommerskirchen, in den solche Projekte gern abgeschoben werden, ist schon jetzt sehr stark verschuldet und ebendiese geheimnisvolle dunkle Kiste der Pandora taucht ja in den offiziellen Zahlen zum Haushalt der Gemeinde gar nicht auf. Das war nie zeitgemäß. Man sollte dieses Konstrukt Eigenbetrieb auflösen, wieder in den allgemeinen Gemeindehaushalt integrieren und von der Verwaltung ehrlich mit den Zahlen an die Öffentlichkeit gehen.

 

Im bisherigem Vorwahlkampf war es zuletzt die CDU, die in einem Rundumschlag dem amtierenden Bürgermeister, der Verwaltung aber auch der lokalen SPD vorgehalten hat, nicht haushalten zu können…

…im Haushalt und speziell im Eigenbetrieb sind schon einige Dinge versteckt und dazu will oder darf ich hier nicht zu viel sagen. Aber selbst an Investitionen, die offen zu lesen sind, kann man mal ein großes Fragezeichen machen: Ein neues Feuerwehrauto für 2 Mio Euro, eine zukünftige große neue Feuerwache für 20 Mio Euro. Ein Bauhof, der jetzt erst neu geplant und gebaut wurde, soll dann schon wieder in wenigen Jahren in genau diese neue Feuerwache umziehen. Das klingt für mich nicht nach einem Handeln mit Gewinnabsicht. Manche Gebäude wie zum Beispiel eine KiTa oder eine Mobilstation, deren Sinn und Bauweise ich ja gar nicht in Frage stellen möchte, kosten einfach in der Erstellung jeweils ein paar Millionen. Die haben dann auch einen Buchwert, aber keinen Realwert, weil der öffentliche Markt für gebrauchte KiTa oder Mobilstationen doch sehr gering ist. Hier könnte man über eine Korrektur der sogenannten Vermögenswerte nachdenken.

 

Mobilstation ist doch ein schönes Stichwort zur Überleitung. Wie sieht es mit der weiteren Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes aus? Was sagst Du zum ÖPNV?

Da warten wir auf die Vorschläge der DB zum „Durchstich“ der Unterführung auf die Butzheimer Seite. Und wir warten auf die Anpassung der Einstiegshöhe der Bahnsteige sowie langfristig auf eine S-Bahn im Takt. Es ist notwendig, dass hier etwas passiert und bei den Planungen zusammen mit der DB ist nie etwas einfach oder schnell oder günstig. Trotz der erkennbaren Bemühungen der lokalen Bäckereikette hat das gesamte Areal um den Bahnhof immer noch keinen Aufenthaltscharakter. Hier ist weiterhin Handlungsbedarf.

Das neue Anrufsammeltaxi [Anm.: Kraftraumshuttle] ist für mich bislang unsichtbar. Es steht zu befürchten, dass das Projekt nach sechs Monaten mangels Nachfrage ähnlich wie zuvor in Neuss wieder eingestellt wird. Mit dem Ortsbus [Anm.: Roki-Liner] wäre es aber auch nicht anders gewesen. Der wäre vielleicht im Ortsbild sichtbarer gewesen, aber die Fahrgastzahlen wären ebenfalls deutlich hinter den Erwartungen zurück geblieben. Mit Ausnahme von wenigen Pendlern sowie dem Schülerverkehr zu Spitzenzeiten fahren hier nur leere Busse im ÖPNV. Bei den genannten Kosten der Betreiber ist ÖPNV im Ländlichen immer ein Sparschwein, wo man immer nur Geld nachwirft. Aber ich möchte den Leuten auch nicht zumuten, Abends um elf mit dem Rad vom Bahnhof nach Ramrath zu fahren. Von Bergheimer Seite wurde auch auf Initiative des dortigen Stadtratsmitgliedes Helmut Paul (CDU) bereits geprüft, ob man ein Leih- und Lastenradprojekt bis nach Rommerskirchen ausweiten könne. Das versprach aber leider kein Erfolg zu werden. Auch die DB hat kein Interesse, Leihräder an Bahnhof Rommerskirchen aufzustellen.

 

Ein in der Öffentlichkeit breit diskutierter Kritikpunkt am aktuellen Amtsinhaber Mertens ist dessen Personalführung. Was gäbe es zu ändern?

Kontinuität und Ruhe reinbringen. Man muss sich nicht in den sozialen Medien umgehend zu jedem Kleinkram äußern, man muss auch keine aufgeregten Pressemitteilungen nach 23:00 Uhr raushauen. Auch wenn einzelne Leute genau das toll finden, dass ihr Facebook-Bürgermeister für sie springt, ist das doch in der Sache wenig zielführend, sondern dient einzig der Selbstdarstellung. Man muss auch nicht am Kaffeetisch zum 95. Geburtstag wiederholt mit anderen Leuten telefonieren. Aber das sind Feinheiten.

Vielmehr muss ein Bürgermeister als Personalverantwortlicher den Leuten in den jeweiligen Fachbereichen auch zuhören und sie nicht gleich abstrafen (lassen), wenn jemand mal Kritik äußert. Wenn plötzlich ganze Belegschaften vom Bauhof in einem Jahr abhauen, dann ist da auch was faul. Auch wenn der Bürgermeister selbst nicht die Ursache hierfür sein mag, so bleibt es dessen Aufgabe, wenn nötig einzugreifen und entsprechende Regelungen zu treffen.

Das gesamte Thema Personalführung ist unaufgeregt, aber zeitnah anzugehen.

 

Letzte Frage: Was erwartest Du vom anstehenden Wahlkampf?

Könnte schmutzig werden *lacht*. Aber speziell aus dem Schmutzigen würde ich mich gern heraus halten und sowas den anderen beiden Parteien überlassen. Ich weiß nicht, ob das Publikum Brot und Spiele erwartet. Lieber bleibe ich aber bei meinen Sachthemen und überlasse die Arena denen, die sich mit schmutzig und dreckig besser auskennen.

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